Tsunami
Was nicht in Worten ausgedrückt werden kann, muss ungesagt bleiben. Tod, Elend, Hinterbliebene – die Katastrophe im Dezember 2004 forderte Hunderttausende Opfer. 48 Stunden nach der Katastrophe landete ich zur Berichterstattung in Phuket. Es gibt keine Worte, um die Dimension zu beschreiben. Es hat lange gedauert, dass ich überhaupt die Dimension der Katastrophe verstanden habe – der Blick auf die Gesichter lachender Kinder auf den Vermisstentafeln schmerzt noch heute. Eines der schwersten Kapitel lernte ich später, beim Erdbeben-Einsatz in Pakistan kennen.
Indonesien
Während vor allem Thailand und Sri Lanka die Schlagzeilen nach dem Tsunami beherrschten, waren es Gebiete in denen keine Touristen ums Leben kamen, die am schwersten betroffen waren. Alleine in Banda Aceh auf Indonesien starben mehr als 100.000 Menschen. Der Tsunami erreichte hier teilweise eine Höhe von 30 Meter und mehr, drang bis zu 8 Kilometer ins Landesinnere vor und zerstörte alles, was sich ihm in den Weg stellte. Weil es keine internationalen Opfer, keine Touristen gab die hier starben, wurde Banda Aceh schnell aus den Schlagzeilen verdrängt. Zwei Jahre nach der Katastrophe war ich für drei Wochen in der Region um zu sehen, was mit österreichischen Spendengeldern errichtet worden war.
Pakistan
Im Gegensatz zur Katastrophe nach dem Tsunami interessierte sich niemand für das Erdbeben in Pakistan. Auch hier starben Hunderttausend Menschen. Aber es gab kaum internationale Hilfe. Kein Geld für den Wiederaufbau, keine Zelte, keine Decken – keine Hoffnung. Dabei ereignete sich das Erdbeben im Herbst des Jahres, der harte Winter in der unzugänglichen Region stand erst ins Haus. Millionen verloren ihr Haus. Wieviele Menschen den Winter im Freien, in improvisierten Plastikverschlägen nicht überlebten, weiß niemand – es wurde nie darüber berichtet.
Irakkrieg
Der Krieg war lange angekündigt. Nahe dem Hauptquartier der Amerikaner in Doha am Indischen Ozean erwarteten wir den Kampfeinsatz. Nach Tagen der vorgekauten Pressekonferenzen und leeren Worthülsen der Generäle bekam ich schließlich die Erlaubnis an Bord eines Kriegsschiffes zu gehen, um von dort zu berichten. Während mir die nicht mal zwanzigjährigen Soldaten vom Sinn und Nutzen des Krieges vorschwärmten, brachten die Senkrechtstarter die Bomben nach Bagdad.
Afghanistan
Im Jänner 2002, wenige Monate nach den Anschlägen von 9/11 setzten die Mudschaheddin mit Unterstützung internationaler Truppen dem Taliban-Regime in Afghanistan ein vorläufiges Ende. Das Land am Hindukusch mit dem Grenzgebiet zu Pakistan zählte zum Rückzugsgebiet der Al-Qaida. Im unwegsamen Gelände der 5000er vermutete man im Raum von Tora Bora auch den Terrorpaten Osama bin Laden. Ende Jänner 2002 wurde Kabul von den Taliban befreit. Kurz flammte Hoffnung unter den Menschen auf, die in einem Land lebten, das in 20 Jahren Bürgerkrieg, russischer Besatzung und Stammeskämpfen ins Mittelalter zurückgebombt worden war. Drei Wochen verbrachte ich während dieser Zeit in Kabul und erlebte Hoffnung, Trauer und Armut.
Somalia
Der vergessene Bürgerkrieg. Niemand interessiert sich für dieses Land am Horn von Afrika. Es gibt keine Bodenschätze und somit keinen Grund den Bürgerkrieg zu beenden. Im Frühjahr 2004 war ich zusammen mit Robert Engl das erste Kamerateam seit Jahren in der Stadt – auch, weil sie die gefährlichste der Welt ist. Wir besuchten das SOS Kinderdorf, das täglich Tausende Menschen mit medizinischer Hilfe und Nahrung versorgt. Auch heute noch spricht niemand über dieses vergessene Land in Afrika – der Hölle auf Erden.
New York: 9/11
Vom ersten Einschlag in die Türme hörte ich im Büro, den zweiten Einschlag der Passagiermaschine erlebte ich wie Millionen live am TV-Bildschirm mit, während ich bereits die Koffer packte. Wenig später war ich in New York. Ich wusste, bevor ich nicht selbst auf den Trümmern stehen würde, würde ich nicht verstehen und begreifen, was hier passiert war und was dieser 11. September in unser aller Leben bedeuten würde. Kurz zuvor war ich einmal mehr als Tourist in New York gewesen, hatten in den Zwillingstürmen Mittag gegessen. Jetzt stand ich im Staub und beobachtete die letzten Versuche, Menschen aus den Trümmern zu bergen, die immer nur noch mehr Tote freigaben.
Uganda
Man nannte sie die Schlafwandler. Zehntausende Kinder die Nacht für Nacht im Norden Ugandas vor den mörderischen, brutalen Truppen des Joseph Kony Schutz in Gulu, der nächsten, größeren Stadt in Uganda suchten. Jahre bevor Kony mit brutalen Massakern an der Zivilbevölkerung international die ersten Schlagzeilen wert war terrorisierte er eine ganze Region und hinterließ tausende Tote, Traumatisierte. Mit SOS Kinderdorfpräsident Helmut Kutin bereiste ich diese Region und durfte dabei sein, als ein Kinderdorf eröffnet wurde. Für Kinder die durch Kony zu Waisen geworden waren, Mädchensklaven die dem brutalen Schlächter entkommen waren. Das Ganze in einer Region die im Länderdreieck Uganda, Ruanda und Kongo zweifelsohne zu den schönsten Flecken der Erde gehört – wo man aber seit Jahren nur Blutvergießen und Schrecken kennt.
Sahelzone
Sie wird nicht zu Unrecht als Todeszone bezeichnet. Jener Strich der sich an der breitesten Stelle Afrikas quer durch den Kontinent zieht. Eine Strecke so weit wie von Wien nach New York Dürre, Trockenheit, Armut. Und trotzdem kämpfen die Menschen hier um ihr Leben und gegen Plagen biblischen Ausmaßes: die Trockenheit, Sandstürme, riesige Heuschreckenschwärme. Der Kampf scheint verloren, auch weil die Klimaerwärmung die Menschen hier zu den ersten großen Verlierern macht. Sie wissen nicht, wer für die ständigen, neuen Hitzeperioden, langen Dürren, Ernteausfälle verantwortlich ist. Sie müssen mit den Folgen leben, während in den reichen Ländern über Maßnahmen gestritten wird.